31.03. – 05.04.2009

Kinshasa – mit offiziell 6,5 Mio Einwohnern die drittgrößte Stadt Afrikas nach Kairo und Lagos. Das versprach, spaßig zu werden. Aber erstmal mussten ja die Einreiseformalitäten im Hafen erledigt werden. Nee, erstmal musste man vom Boot runter. Ein echt mies gelaunter Grenzbeamter kam ans Auto und wollte die Papiere, also Pässe und Carnet. Aber da ich ungern irgend wen damit weglaufen lasse, bin ich mit ausgestiegen und hinterher gedackelt.

Zunächst mal ging es in ein winziges Büro vom Oberboss (zumindest hielt er sich dafür, bis sein Oberboss auftauchte… oder so…), um die Pässe zu kontrollieren und abzustempeln. Er wollte Kopien von allen möglichen Visa und der ersten Passseite. Kein Problem, haben wir alles da. Achim und Andrea musste noch ein paar Kopien machen und hatten kein Angolavisum. Weil wir uns schon dachten, dass der Typ vielleicht doof wird, weil noch kein Visum für das Folgeland im Pass ist, wollten wir denen sagen, dass sie erst eine Weile in der DRK bleiben und dann über Sambia ausreisen, da bekommt man als Europäer das Visum an der Grenze.

Gleichzeitig trafen im Hafen noch Freunde von Inge und Arijan auf, die tatsächlich seit zwei Monaten in der DRK freiwillige Arbeit in einem Dorf in der Nähe von Kinshasa machen. Tatsächlich, der Mann wollte ein Weiterreisevisum haben. Wahrscheinlich war ihm suspekt, dass wir zu siebt sind, wobei fünf ein Angolavisum haben und zwei nicht. Dennoch bekommt man bekanntermaßen zwischen Abuja und Matadi in der DRK kein Angolavisum und bei den allermeisten ist die Einreise ohne vorher bereits das Weiterreisevisum zu haben kein Problem.

Offenbar hatte der Mann aber einen wirklich schlechten Tag und fing an, ein dickes Fass auf zumachen. Komisch, waren doch die beiden Holländer, die dort arbeiten ebenfalls ohne Visum für Angola oder Sambia eingereist, ebenso ein Franzose, der zufällig gleichzeitig die Grenze passierte. Aber nein, für Achim und Andrea galt das offenbar nicht.

Der Grenzbeamte meinte, es gäbe da eine Richtlinie von oberster Stelle, die sei verteilt worden an alle Immigrationen und Botschaften. Daraufhin haben wir ihn gebeten, uns diese Richtlinie mal zu zeigen. Das konnte er dann nicht weil top secret… Ah ja… Komisch auch, dass die DRK Botschaft in Kamerun das Visum ja ausgestellt hat, ohne dass ein Weiterreisevisum vorhanden war. Aber auch das wollte der Kerl nicht hinnehmen.

Auch die Tatsache, dass man leider zwischen Nigeria und DRK kein Visum für Angola bekommt hat ihn nicht interessiert. Wir haben ungefähr hundertmal versucht, klar zu machen, dass wir nach Matadi in der DRK müssen, um dort bei der Botschaft das Visum zu beantragen. Das wiederum geht aber natürlich nur, wenn er die beiden einreisen lässt. Nein, auch das ging nicht.

Ok, dann haben wir ihm erklärt, dass man als Europäer das Visum für Sambia an der Grenze bekommt. Wir daher kein Visum im Vorfeld bräuchten und einfach zur Grenze fahren könnten. Nein, das würde nicht stimmen und außerdem wäre ihm das auch egal, er möchte ein Weiterreisevisum sehen, oder es gibt keine Einreise.

Ich weiß echt nicht, warum die so einen Spökes veranstaltet haben, es war völlig unlogisch. Und unbegründet. Immer, wenn wir jemanden am Telefon hatten, von der Botschaft, oder ein höheres Tier, dass der Holländer kannte und angerufen hat, wollte keiner von den Jungs mit ihm sprechen, Richtlinien wurden aufgezählt, aber zeigen konnte sie mir keiner…. Es war offensichtlich, dass das reine Schikane war.

Also wollten die Beamten, dass Achim und Andrea mit der Fähre zurück nach Brazzaville fahren, dort zur angolanischen Botschaft gehen, sich einen Zettel ausstellen lassen, der besagt, dass sie in Matadi ein Visum bekommen, dann können sie mit der Fähre wieder zurück kommen und einreisen. Bescheuert, man kann den Botschafter doch auch einfach anrufen. Das wollten die Beamten nicht. Es wurde mir erklärt, dass die Dinge hier ordentlich ablaufen und nicht per Telefon…. Ach so, Mensch, das hätte er auch gleich sagen können.

Wir kamen uns echt verarscht vor. Aus irgendeinem Grund wollten sie den beiden aber weder die Pässe zurück geben noch das Carnet fürs Auto. Und ohne das wollte Achim verständlicherweise nicht auf die Fähre. Da fingen die Wachmänner an, zu mehreren Achim zu packen und versuchten, ihn mit Gewalt auf die Fähre zu schieben. Ohne Auto, ohne Papiere. Soviel zum Thema ordentlich…

Als sie dann auch anfingen mit vier, fünf Mann Andrea zu packen, ist die völlig ausgeflippt, hat geschrien und um sich geschlagen. Da hat dann auch Patrick versucht, sich einzumischen, aber die Stimmung wurde nur aggressiver. Also haben wir mit Engelszungen auf die Wachmänner eingeredet, und irgendwann beruhigte sich die Situation wieder.

Plötzlich hieß es außerdem, die zwei hätten kein DRK Visum. Stimmte doch nicht, stand doch in den Pässen. Aber die Pässe wollte er ums verrecken nicht raus rücken Später wurde dann klar, wieso: Die haben das ganz normale Visum einfach für ungültig erklärt und abgestempelt. Sauber und korrekt, die kongolesischen Grenzbeamten, wirklich.

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Achim war irgendwann auch bereit, wieder rüber zu fahren, es sah nicht so aus, als kämen man dort weiter. Also wollten wir von dem Beamten wissen, ob er denn meint, dass es möglich wäre, dass man wieder nach Brazzaville einreist, obwohl man nur ein Single Entry Visum hat, dass ja am Morgen aus gestempelt wurde, also quasi abgelaufen ist. Der Beamte meinte, da das die übliche Vorgehensweise wäre, also kein Problem.

Aha, dann können wir sicher eine schriftliche Bestätigung darüber haben, dass die zwei nur nochmal zurück kommen, weil die DRK ein Schreiben von der Angolanischen Botschaft haben möchte, dass sie ein Visum bekämen? Nein, das ginge natürlich nicht. Schriftlich würde er das nicht machen. Ok, also nicht telefonisch, nicht schriftlich? Wie läuft das hier eigentlich? Hab ich ihn auch gefragt, aber das wollte er mir nicht beantworten. Komisch…

Na denn, ohne das Schreiben ist es natürlich ein bisschen doof, wieder aufs Schiff zu gehen, was wenn die beiden auf der anderen Seite auch nicht mehr ins Land gelassen werden? Dann können sie die nächsten Wochen immer hin und her fahren mit der Fähre, oder wie?! Da wurde der Beamte langsam motzig und meinte, was wir uns eigentlich darum kümmern, wir könnten ja einreisen. Das stimmt, wir hatten unsere Pässe mit dem Einreisestempel schon zurück.

Super, meinte ich, dann kann ich ja schnell zur angolanischen Botschaft in Kinshasa flitzen, das Schreiben besorgen und dann sind alle froh und zufrieden. Nein, also bitte, so einfach geht das nicht. Es muss schon die Botschaft in Brazzaville sein. Wenn das keine Schikane ist, dann weiß ich auch nicht.

Nach viel Gerede und Diskussion, einer Fast-Prügelei und viel Stress war schließlich die letzte Fähre weg. Also die Nacht am Hafen verbringen. Wir wollten bei Achim und Andera bleiben, aber da wir ja ein gültiges Visum hatten, mussten wir den Hafen verlassen und durften nicht bleiben. Oh Mann! Kompliziert! Also sind wir zu einer Mission um die Ecke vom Hafen gefahren und haben dort übernachtet. Die waren wirklich sehr nett, immerhin… Arijan und Inge sind mit ihren Freunden zu deren Haus gefahren, standen aber am nächsten Morgen wieder am Hafen.

Am nächsten Tag sind wir dann kurz ins Internet und haben vom Immigrationsministerium von Sambia die Information ausgedruckt, dass man als Deutscher kein Visum beantragen muss, da man einen Einreisestempel gegen Entgelt an der Grenze bekommt. Wir haben es auch bei der angolanischen Botschaft versucht, allerdings hatte die noch zu um halb acht… und der Türsteher war genauso aggressiv und schlecht gelaunt, wie die Jungs am Hafen. Mein erster Eindruck von der DRK war echt nicht gut.

Na gut, also wieder zum Hafen, in der Hoffnung, der Mann hat gut geschlafen und lässt sich vielleicht irgendwie überreden, mit den Informationen von der Immigration in Sambia. Aber natürlich, nein, da war nichts zu machen. Er wollte einfach nicht. Er hat sich aufgeführt wie ein Riesenarsch und hat gar nicht mehr mit uns gesprochen. Sehr kooperativ. Wirklich, mein Eindruck von dem Land wurde immer besser.

Auf alle Fälle wurden die Wachmänner wieder mal heran gerufen, haben sich Achim geschnappt und ihn diesmal wirklich mit Gewalt aufs Schiff geschoben. Andrea hatte Angst, verständlicherweise und hat sich im Bus eingeschlossen. Daraufhin fing der Beamte an, mich anzuschreien, ich solle dafür sorgen, dass sie aus dem Bus rauskäme. Ich hab ihm gesagt, dass wenn er gerne möchte, dass die Leute kooperativer sind, er vielleicht mal ein bisschen an seinem Ton arbeiten solle und hab mich umgedreht. Da ist er beleidigt abgezogen. Die Wachmänner hatten auch versucht, Patrick und mich auf das Schiff zurück zu schieben, bis ihnen netterweise jemand klar gemacht hat, dass wir legal im Land sind. Vielen Dank, wer auch immer das war, ganz reizend.

Allerdings haben sie uns daraufhin ebenfalls mit Gewalt vom Hafengelände geworfen. Die Stimmung war wieder sehr aggressiv, der Holländer, der hier schon ne Weile lebt, war auch in eher aggressiver Stimmung. Es war ganz knapp, dass keine Massenschlägerei ausgebrochen ist. Die Locals fanden das nämlich auch echt spannend, Weiße, die sich mit Offiziellen angelegt haben… Und wäre die Stimmung gekippt, hätte sich der Mob auf jeden Fall gegen uns gewendet. Ich war froh, als ich im Auto saß. Fenster hoch, Knöpfe runter und Abmarsch.

Wir sind dann zur deutschen Botschaft gefahren, weil wir wollten, dass die zumindest Bescheid wissen, dass dort zwei sind, die mit Gewalt nach Brazzaville zurück geschickt werden und ihre Papiere nicht wieder bekommen haben. Einer der Mitarbeiter, mit dem wir zuerst gesprochen haben, meinte nur, dass ja nicht umsonst einen Reisewarnung von Auswärtigen Amt für die DRK besteht. Ja, stimmt, ist mir bekannt. Aber erstens sind wir ja nun jetzt hier, also müßig, das ganze zu diskutieren. Also, helfen die uns nun, oder nicht?

Netterweise hat sich dann eine junge Frau unser angenommen, die wirklich sehr nett und hilfsbereit war. Und auch das Theater nicht verstand, die Richtlinie mit dem Weiterreisevisum sei ihr neu und ja, man bekommt nur in Matadi und in Abuja üblicherweise ein Visum, das wäre bekannt. Aber sie meinte auch, die Jungs würden ihre Richtlinien und Bestimmungen wechseln wie die Unterwäsche, ebenso, wie ihre Mitarbeiter. Wir haben ihr Andreas Nummer gegeben, dass sie die beiden kontaktieren kann.

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Wir konnten nicht mehr viel tun für die Beiden, aber wir haben noch ein paar Mal telefoniert, um auf dem neuesten Stand der Dinge zu bleiben und haben hierfür auch noch eine weitere Nacht in der Mission verbracht. Natürlich konnten die beiden nicht so ohne weiteres wieder nach Brazzaville einreisen und brauchten ein neues Visum. Da hat die Botschaft aber wohl was gedeichselt. In Brazzaville ist die französische Botschaft für Deutsche zuständig und die haben sich dann auch direkt eingeschaltet und jemanden geschickt, der die Immigration übernimmt.

Dann musste ja erstmal ein neues DRK Visum beantragt werden, denn das war ja freundlicherweise für ungültig erklärt worden. Dann war der angolanische Botschafter im Urlaub und erst vier Tage später wieder da. Aber auch hier hat die deutsche Botschaft in Kinshasa ganze Arbeit geleistet und dafür gesorgt, dass Achim und Andrea direkt ein reguläres Visum bekommen und nicht erst in Matadi einen Antrag stellen müssen. Ausnahmsweise.

Da wir nichts mehr tun konnten und nicht noch fünf Tage in der Mission hängen wollten sind wir mit Arijan und Inge zu dem Dorf gefahren, in dem die anderen seit zwei Monaten wohnen und haben dort einen Tag Pause gemacht und die Schule besucht, in der das Projekt statt findet. Es war gut, mal wieder einen Tag Pause zu haben, vor allem nach dem ganzen Theater.

Kinshasa war wirklich ein ziemliches Loch, chaotisch, aggressive Stimmung und insgesamt nicht sehr angenehm. Es hat ewig gedauert, bis wir mit dem Auto aus der Stadt waren. Der Supermarkt ist unverschämt teuer, etwa das Doppelte europäischer Preise. Patrick konnte immerhin zwei Trikots der Fußballnationalelf erstehen. Ja, man kann sich bewegen in Kinshasa, es ist nicht so, dass man sich bedroht fühlt. Aber die Stimmung ist nicht so gut, wie in anderen Ländern.

Nach der Pause sind wir dann weiter bis zur angolanischen Grenze gefahren. Wir haben uns für eine Grenze etwa 70 km vor Matadi entschieden, da wir gehört haben, dass die Formalitäten einfacher sind und auch die Piste in Angola besser sein soll. Also noch mal eine Nacht in Songololo an der Grenze und am nächsten Morgen Richtung Angola.

In der Mission in Songololo hat uns der Padre versichert, dass sobald man die Grenze passiert auf herrlichem Teer bis nach Luanda fahren kann… Schöne Aussicht, haben wir doch nur ein fünf-Tages Visum für Angola. Man bekommt nur schwer ein anderes, und Angola ist groß, also ist die Aussicht auf eine Teerstrasse natürlich super.

Mal sehen, was uns erwartet. Auf jeden Fall viel fahren. Wir haben viel gutes über Angola gehört, die Menschen sollen sehr freundlich sein, das Land wunderschön. Na dann.

Bis zum nächsten Mal.

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